Die Johanniter

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Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Thema Pflege nicht Halt: Nach Einschätzung von Arbeitsmarkt- und Bevölkerungsforschern könnte sich allein bis 2030 die Zahl der fehlenden Facharbeiter und medizinischen Fachkräfte auf bis zu drei Millionen belaufen. Ambulante Pflege und medizinische Versorgung in Stadt und Land werden im Zuge des demographischen Wandels somit um ein Vielfaches schwieriger. Auch die Johanniter Unfallhilfe, die im Raum Pirmasens und Zweibrücken unter anderem einen ambulanten Pflegedienst anbietet, versucht derzeit, dem Problem Herr zu werden und engagiert sich beim Projekt „Pro Fachkraft“.

Zwei Damen mit kurzen haaren sitzen gemeinsam vor dem PC und besprechen etwas


Bei den Johannitern wirkt sich der Fachkräftemangel indirekt aus. „Aktuell lassen sich ausgeschriebene Stellen noch gut besetzen, allerdings dauert das Bewerberverfahren bereits wesentlich länger als noch vor ein paar Jahren“, verdeutlicht der Regionalvorstand der Johanniter Westpfalz, Dominik Tretter. Der relativ lange Zeitraum bis offenen Stellen besetzt werden können, führe oft dazu, dass man angefragte Fälle in der ambulanten Pflege erst später übernehmen oder nicht in allen Fällen direkt den kompletten Hilfebedarf abdecken könne. Gleichzeitig führten Engpässe beim Personal auch dazu, dass Mitarbeiter aus dem bestehenden Team vieles mit auffangen müssten, was „natürlich“ zu mehr Überstunden führe.

Aus diesem Grund haben die Johanniter, neben der „Pro-Fachkraft-Zertifizierung“ diverse  Maßnahmen ergriffen, um dem bundesweit bestehenden Problem begegnen zu können. „Wir bilden seit Jahren selbst aus und konnten darüber in der Vergangenheit einen Teil der offenen Stellen besetzen. Gleichzeitig stellen wir seit langen auf dem Karriereportal der Johanniter unsere offenen Stellen ein und haben hier einen großen Bewerberrücklauf. Hinzu kommt, dass wir sehr flexible Beschäftigungsmodelle anbieten und auch Mitarbeiter mit sehr geringem Stellenumfang eine Perspektive bieten können. Außerdem schreiben wir alle zu besetzenden Stellen zunächst intern aus, damit haben alle Mitarbeiter immer die Möglichkeit auf dem Laufenden zu bleiben, und nach eventuell passenderen Stellen bei uns in der Organisation zu suchen“, erklärt Tretter.

Doch welche Ursachen hat die vom Regionalvorstand des Hilfswerks beschriebene Problematik? Liegt es am Standort oder spielt eher der bundesweit spürbare und viel diskutierte demographische Wandel eine Rolle? Für Tretter kommt beides zum Tragen: „Generell spielt wohl der Standort schon eine Rolle. Wir erleben aber gerade in den letzten Jahren verstärkt, dass junge Menschen nach Ausbildung oder Studium wieder zurück in ihre Heimat wollen und auch den Wohnort Pirmasens und Südwestpfalz durchaus attraktiv finden. Im sozialen Bereich, vor allem der Pflege, kommt eher die verstärkte Nachfrage ins Spiel, die natürlich auch stark mit der demographischen Entwicklung zusammenhängt. Gerade in Pirmasens ist eine starke Überalterung zu beobachten, dadurch entsteht natürlich auch ein hoher Bedarf in den Bereichen Pflege und Betreuung“, erklärt er, sieht die derzeitige Situation vor Ort dennoch optimistisch.

Schwarzmalen will Tretter nicht, so spielen für ihn eher die allgemeinen Rahmenbedingungen im pflegerischen Arbeitsfeld eine Rolle als ein vermeintlich unattraktiver Standort. „Gerade  in der Pflege spielen Schichtdienste, Wochenenddienste und andere ungünstige Arbeitszeiten sicher eine Rolle, darauf haben aber auch wir relativ wenig Einfluss. Der Standort, die Betreuung von Kindern oder fehlende Arbeitsplatzmöglichkeiten für die Partner waren in der Vergangenheit bei uns weniger Gründe, weswegen wir Stellen nicht besetzen können. Ich glaube auch, dass dieses Thema in den letzten Jahren etwas an Brisanz verloren hat und erlebe es eher auch, dass Menschen wieder bewusst zurück in die Region möchten beziehungsweise hier bleiben wollen“, so der Regionalvorstand der Johanniter.

Die Stärken am Standort Pirmasens liegen für Tretter auf der Hand: Gerade im sozialen Bereich habe die Stadt ein sehr ausgeprägtes Spektrum an unterschiedlichen Einrichtungen und Angeboten . Das mache beispielsweise das Bewerbern einfacher. Im sozialen Bereich seien zudem viele große Träger tätig, die auch Tarifverträge hätten und als etabliert gelten – was für Stellensuchende eine Sicherheit böte. Sicherlich sei auch das Thema Wohnen in Pirmasens ein Vorteil. Im Vergleich zu Großstädten sei das Angebot ausreichend und die Preise bezahlbar. Auch die Verkehrsanbindung sei noch einigermaßen gut, um auch großstädtische Räume in erträglicher Zeit zu erreichen. „An der Pro-Fachkraft-Zertifizierung haben wir teilgenommen, weil wir gerne einen externen Blick auf das, was wir im Bereich Personalentwicklung, Mitarbeiterführung und Personalmarketing machen, bekommen. Wir haben uns auch Anregungen erhofft, was wir noch besser machen können und wo noch Handlungsbedarf besteht“, erklärt der Regionalvorstand weiter. Außerdem sei es auch für die Mitarbeiter wichtig zu sehen, dass ihr Arbeitgeber einen hohen Qualitätsstandard erfülle und ihre Zufriedenheit eine große Rolle im täglichen Handeln ihres Arbeitgebers darstelle.

Auf die Pro-Fachkraft-Zertifizierung seien die Johanniter bereits mehrfach angesprochen worden – „da haben wir schon das Gefühl, dass Bewerber die Auszeichnung als Qualitätsmerkmal wahrgenommen haben“, sagt Tretter. Das habe „sicherlich“ dem ein oder anderen die Entscheidung für die Johanniter als Arbeitgeber einfacher gemacht. Auch deshalb sei die Zertifizierung für andere Unternehmen empfehlenswert. „Wir würden auf jeden Fall wieder teilnehmen. Wir haben viel über uns gelernt, Kontakte mit anderen Firmen geknüpft und erfahren, wie andere mit dem Thema Fachkräfte umgehen.

Anderen Unternehmen ist eine Teilnahme auf jeden Fall zu empfehlen – je mehr Unternehmen das Siegel tragen, desto größer ist auch die Bekanntheit hier in der Region und der Imagewert“, findet der Regionalvorstand. Doch was ist für die Johanniter wichtiger? Bereits ausgebildete Fachkräfte zu suchen oder in Ausbildung zu investieren? „Wir sind eigentlich für beide Varianten offen und praktizieren dies auch so. Unsere Mitarbeiter sind zwischen 18 und 75 Jahren alt, wir haben also ganz junge und unerfahrene Kollegen im Team, aber ebenso Kollegen, die sehr viel Erfahrung, auch aus den unterschiedlichen Bereichen mitbringen. Diese Mischung sehen wir auch als klaren Vorteil. So können Mitarbeiter auch voneinander lernen und Erfahrung und neues Wissen werden gut miteinander kombiniert“, erklärt der Regionalvorstand der westpfälzischen Johanniter weiter.  

Im Bereich der Pflege, wo man selbst ausbilde, sei es den Johannitern wichtig, den Nachwuchs selbst auszubilden und das bestehende Team zu erhalten. In anderen Bereichen, etwa der Jugendhilfe, sei man vor allem auf der Suche nach neuen Kollegen, da man hier nicht selbst ausbilde. „Duale Studienplätze haben wir bisher noch nicht angeboten – dadurch, dass wir fast ausschließlich ambulant arbeiten ist es hier auch sehr schwierig für uns, den Studenten optimale Einsatzmöglichkeiten und eine adäquate Anleitung vor Ort bieten zu können. Allerdings betreuen wir immer wieder Studenten, die ihre Pflichtpraktika bei uns ableisten und so in Kontakt mit uns kommen – das ist für uns natürlich auch interessant“, erläutert Dominik Tretter.

Die Johanniter sind seit über 30 Jahren in Pirmasens und der Südwestpfalz tätig. „Wir sehen unsere Stärken vor allem im sozialen Bereich. Wir haben einen ambulanten Pflegedienst, der Menschen in Stadt und Landkreis betreut. Darüber hinaus sind wir im Bereich Kinder- und Jugendhilfe aktiv, etwa mit unserer Sozialpädagogischen Familienhilfe, Erziehungsbeistandschaften oder der sozialen Gruppenarbeit“, erklärt Regionalvorstand Dominik Tretter. Seit 2016 habe man auch eine stationäre Jugendwohngruppe, in der Jugendliche auf ihrem Weg in ein selbstständiges Leben begleitet werden. Außerdem sei man in Integrationshilfe tätig und begleite Kinder und Jugendliche mit körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen in Schule und Kindergärten. Ergänzend zu diesen Diensten bietet die Johanniter Unfallhilfe auch Schulungen und Fachvorträge an – etwa Erste-Hilfe-Kurse, Vorträge zur Pflegeversicherung oder Demenz sowie Pflegehilfskraft-Schulungen.


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