Menschen mit Behinderungen 

Selbstbestimmt Leben
mit behinderung

Menschen mit Behinderungen

Beauftragter für die Belange behinderter Menschen

Der Behindertenbeauftragte unterstützt und wirbt innerhalb der Stadt Pirmasens für die gleichwertige Teilhabe aller Menschen mit Behinderung. Hierzu informiert er die Bürgerinnen und Bürger sowie Institutionen über die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung. Er setzt sich für die Interessensvertretung und die Selbstbestimmung dieser Menschen ein.

Bei allen Maßnahmen der Stadt Pirmasens, welche die Belange von Menschen mit Behinderungen betreffen, ist der Beauftragte zu beteiligen.

Innerhalb der Stadtverwaltung fördert er die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention mit ihren konkreten Anforderungen an Inklusion und Barrierefreiheit.

Er hat in all diesen Angelegenheiten ein Initiativrecht - das heißt,  er kann Themen oder Fragestellungen aufgreifen und sich um deren Realisierung kümmern.

Herr Göllner nimmt diese Tätigkeit ehrenamtlich wahr. Er berät die betroffenen Personen über die verschiedenen Angebote in Pirmasens.


In folgenden Interview stellt Herr Göllner sich und seine Arbeit vor:

  • Herr Göllner, wie viele Menschen mit Behinderung gibt es denn in Pirmasens?

    Das ist eine gute Frage, die ich leider nicht genau beantworten kann. Schließlich gibt es keine Meldepflicht und ohnehin fasst der Gesetzgeber den Begriff der Behinderung recht schwammig. Ganz generell ist festzustellen, dass viel mehr Leute von einer einschneidenden Beeinträchtigung betroffen sind, als man vielleicht denken mag.

    Verlässliche Zahlen gibt es immerhin bei der sogenannten Schwerbehinderung, deren Feststellung ja eine Beantragung voraussetzt. Die Beeinträchtigungen werden dabei nach Zehnergraden abgestuft von 20 bis 100 beurteilt, wobei man ab dem Wert 50 den Schwer­behindertenausweis erhält. Acht Prozent der Rheinland-Pfälzerinnen und Rheinland-Pfälzer haben einen solchen Ausweis, also gut jeder zwölfte. Für Pirmasens spricht das Statistische Landesamt zum 31.12.2021 von insgesamt 4.450 Menschen mit Schwerbehinderung.

  • Was tun Sie als Beauftragter für die Belange behinderter Menschen?

    Meine wichtigste Aufgabe ist, mich für eine gleichwertige Teilhabe aller Menschen mit Behinderung in der Stadt einzusetzen. Das fängt damit an, auf breiter Linie über deren besondere Bedürfnisse zu informieren und mich als ihr Interessensvertreter starkzumachen. Darüber hinaus werde ich regelmäßig bei allen Maßnahmen der Stadtverwaltung einbezogen, die sie betreffen.

    Konkret geht es dabei beispielsweise um Barrierefreiheit, also die Zugänglichkeit von öffent­lichen Gebäuden und Plätzen ohne fremde Hilfe – auch ansässige Unternehmen erkundigen sich bei mir, wie sie Um- und Neubauten etwa mit Rollstuhlrampen, Hubliften und barrierefreien Fluchtwegen ausstatten können. Hier wie dort münden schlussendlich alle Anstrengungen in dem übergeordneten Gedanken der Inklusion, also dem breit verankerten Anspruch, dass jeder Mensch möglichst überall mit dabei sein und überall mitmachen können soll.

  • Sie unterstützen also nicht nur die städtischen Ämter?

    Das macht tatsächlich einen großen Teil meiner Arbeit aus, aber die Ergebnisse strahlen ja größtenteils direkt in die Stadtgesellschaft hinein und wirken sich auf die Lebensumstände der Betroffenen aus. Ich denke da etwa an barrierefreie Busse und Haltestellen, behindertengerechte Parkplätze, aber auch Gehwege mit Orientierungslinien und abgesenkten Bordsteinkanten oder Ampeln mit akustischer und sensorischer Signalgebung.

    Andererseits wenden sich auch Privatleute an mich, gerade wenn eine Behinderung neu entstanden ist: Wie gehe ich selbst oder als Angehöriger damit um und wie geht es weiter? Gerade in Situationen wie diesen ist jede Hilfestellung willkommen – von Tipps bei der Suche nach einem barrierefreien Wohnumfeld über die Vermittlung institutioneller Förderungen und Unterstützungen bis hin zur Beantragung von Pflegestufe und Schwerbehindertenausweis. Oft ist dabei schon mit wegweisenden Kontakten zu Spezialisten wie dem Jugend- oder Sozialamt, der Agentur für Arbeit, dem Internationalen Bund und anderen mehr weitergeholfen.

    Nicht zu vergessen, erreichen mich auch allerlei völlig individuelle Anfragen von außerhalb. Deren Spektrum ist schier grenzenlos: Die einen planen gerade einen Besuch bei Verwandten in Pirmasens und erkundigen sich nach barrierefreien Ausflugszielen im Umfeld, die anderen wollen herziehen mit Kindern, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Gibt es für sie eine geeignete Kita oder Schule – wie sieht es mit dem Schulweg aus? Und wer weiß, welche Anfrage mich schon morgen erreichen wird. 

  • Das klingt, als hätten Sie im Ehrenamt einen vollen Terminkalender. 

    Sagen wir so: Über zu wenig zu tun kann ich mich nicht beklagen. Dienstags zwischen10 und 12 Uhr bin ich in meinem Büro in der Schützenstraße und stehe dort auch ohne Anmeldung zu Gesprächen zur Verfügung. Aber abgesehen davon bin ich oft mit Ausschussarbeit beschäftigt und in Arbeitskreisen unterwegs, schließlich gibt es keinen sozialen Teilbereich, in dem Behinderung kein Thema wäre. Der Runde Tisch beim Pakt für Pirmasens, der Psychiatrie- und Teilhabebeirat oder auch das Themenfeld Barrierefreie Schulen sind gute Beispiele solcher Fachgremien. Regelmäßig tausche ich mich auch mit Kolleginnen und Kollegen anderer rheinland-pfälzischer Standorte aus; solche Netzwerktreffen finden dann spätnachmittags, gelegentlich auch abends statt.

  • Wie steht Pirmasens denn mit Blick auf die Barrierefreiheit generell da? 

    Zunächst muss man sich im Klaren darüber sein, dass wir im hügeligen Pirmasens mit topografischen Gegebenheiten umzugehen haben, die für Leute mit Gehbehinderung nicht gerade günstig sind. Auch gibt es viele Pflastersteine, auf denen man mit Rollstuhl oder Rollator kaum eine Chance hat – allein die anstehende Umgestaltung der Fußgängerzone wird hier segensreiche Veränderungen mit sich bringen. Ohnehin haben wir einen hohe Altenanteil: Jeder vierte Pirmasenser ist 65 oder älter – allein das setzt natürlich der Mobilität schon gewisse Grenzen. Außerdem gibt es einen hohen Bestand an sanierungsbedürftigen Häusern und Wohnungen. Auch wenn wir uns landesweit sicherlich nicht verstecken müssen, gibt es von daher viel zu tun, um die Situation für Menschen mit Behinderung weiter zu verbessern.

  • Warum macht eigentlich kein Betroffener Ihren Job?

    Das könnte durchaus sinnvoll sein, zumal man dadurch unbestritten ein ganz anderes Gefühl für die Problemstellungen mitbringen kann. Andererseits glaube ich, dass ich mich aufgrund meiner vielen intensiven Kontakte mit Betroffenen durchaus in ihre Position hineinversetzen kann.

  • Sie bringen 35 Jahre zuletzt als stellvertetender Leiter im städtischen Tiefbauamt und jetzt schon über zehn Jahre an Erfahrungen im „Unruhestand“ als Beauftragter für die Belange behinderter Menschen mit: Was wäre Ihr wichtigstes Anliegen?

    Sehen Sie, so gut wie alles im Leben läuft einfach besser, wenn man Verständnis für­einander aufbringt. Das gilt für den Bereich der Behinderung ganz besonders. Vieles könnte für die Betroffenen deutlich einfacher sein, wenn es in der Gesellschaft weniger Gedankenlosigkeit und dafür mehr Verständnis gäbe. Das Paradebeispiel ist für mich, wenn Nichtberechtigte ihre Fahrzeuge auf Behindertenparkplätzen abstellen. Den Leuten wird leider oft erst dann klar, wie dumm und rücksichtslos so etwas ist, wenn sie selbst direkt oder indirekt auf solche Stellplätze angewiesen sind. Dabei würden wir alle viel achtsamer werden, wenn wir etwas mehr mitdenken und vielleicht sogar versuchen würden, uns gedanklich in solche Situationen hineinzuversetzen. Die Erfahrung zeigt: Wenn Menschen mit und ohne Behinderung öfter zusammenkommen, können beide viel voneinander lernen und sich auch besser verstehen.



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