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Jugendforum: AudioGuide
Auf den Punkt gebracht Ι Uff de Punkt gebrung
Standort Amtsgericht, Bahnhofstraße
Hallo und herzlich willkommen!
Bei jeder Station des Rundgangs „Auf den Punkt gebracht“ hörst Du Menschen aus Pirmasens, die hier leben oder arbeiten. Sie möchten Dich auf einen besonderen Punkt im Stadtgebiet hinweisen. Am Ende erklären sie Dir noch ein Wort in Pirmasenser Mundart. Sei neugierig auf das, was sie Dir zu erzählen haben. Der Rundgang „Auf den Punkt gebracht“ hat noch 17 weitere Stationen.
Hier in der Bahnhofstraße ereignete sich am 12. Februar 1924 Außergewöhnliches: Eine wachsende Menschenmenge versammelte sich im Laufe des Tages vor dem Gebäude des damaligen Bezirksamtes, in welches sich der separatistische Bezirkskommissar Albert Schwaab mit etwa vierzig seiner Gefolgsleute verschanzt hatte. Albert Gießler, ein ehemaliger Frontkämpfer aus dem Ersten Weltkrieg, sammelte eine kleine Truppe kampfbereiter Männer um sich und griff mit Pistolen bewaffnet die verschanzten Separatisten im Bezirksamt an, nachdem diese den vorhergehenden Aufforderungen zum Abzug nicht Folge geleistet hatten. Nun eröffneten die Separatisten ihrerseits das Feuer. Mit Karabinern und Handgranaten schossen sie in die Menge, einer der Angreifer wurde getötet. Die Wut der Menschenmenge steigerte sich, die Glocken der Stadt wurden Sturm geläutet, die Feuerwehr rückte an und versuchte vergeblich, die Fenster des Bezirksamtes mit der Wucht des Wassers zu zerstören. Der Strom im Viertel wurde abgestellt, der Beschuss wurde fortgesetzt, Menschen aus der umstehenden Menge wurden tödlich getroffen. Von allen Seiten nahmen die Angreifer das Gebäude unter Beschuss, da man aber keine entscheidenden Fortschritte erzielen konnte, setzte man das Bezirksamt vom Keller aus mit Benzin in Brand. Gießler gelang es gegen Mitternacht, mit seinem Sturmtrupp in das Gebäude einzudringen, die in die oberen Stockwerke zurückgezogenen Anhänger der Autonomen Pfalz saßen nun in der Falle und wurden teilweise wie ihr Anführer Albert Schwaab sofort erschossen oder nach der Flucht aus dem brennenden Gebäude von der Menschenmenge massakriert. Wie berichtet wird, gingen die Pirmasenser mit „Knüppeln, Äxten und Messern“ auf die Separatisten los und warfen sie zum Teil sogar zurück ins Feuer. Die traurige Bilanz dieser Blutnacht beläuft sich auf fünfzehn Tote auf Seiten der Separatisten und sieben auf Seiten der Angreifer, dazu zahlreiche Verletzte.
Wie konnte es jedoch in „unserer kleinen Stadt“ zu einem solchen martialischen Gewaltausbruch kommen? Wer waren die Beteiligten und aus welchen Motiven heraus handelten sie? Fast hundert Jahre lang hat sich die nationalistische bzw. nationalsozialistische Deutung gehalten, die Separatisten seien dahergelaufenes Lumpenpack und Vaterlandsverräter, die versucht hätten, sich auf Kosten der Stadtbevölkerung zu bereichern. In diesem Sinne war auch die Gedenktafel erstellt worden, die 1936 gegenüber dem Bezirksamt angebracht wurde und die nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich vom Hakenkreuz befreit wurde. Es wurde hier nur den „heldenhaften Befreiern“ gedacht, die Opfer auf der anderen Seite, deren Beweggründe und Hintergründe wurden verschwiegen.
Ausarbeitung: MSS 12, Geschichte-Grundkurs, Immanuel-Kant-Gymnasium, Lehrerin: Barbara Krämer, in Kooperation mit dem Pirmasenser Stadtarchiv.
Pirmasenser Mundart: Dischbediere
Das Wort “Dischbediere” bedeutet, wenn sich zwei Personen angeregt unterhalten. Beim Dischbediere geht es dann schon laut zu und ein Außenstehender befürchtet oft das Schlimmste. Beendet wird die Diskussion in den Worten: ”Do gäbt's iwwerhaupt nix zu dischbediere!“
Der Bärmesener Dialekt wird an allen Stationen gelesen von Denise Wilzius.
Weiterführende Texte (erstellt von Schülerinnnen und Schülern der MSS 12, Geschichte-Grundkurs des Immanuel-Kant-Gymnasiums, Lehrerin: Barbara Krämer, in Kooperation mit dem Pirmasenser Stadtarchiv)