Hugo Ball und Emmy Hennigs

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Denkansätze und Visionen zum Hugo-Ball-Preis

Podium am 17. Juni 2024 | 18 Uhr | Forum Alte Post | Pirmasens

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 Am kommenden Montag, 17. Juni 2024, findet im Forum Alte Post eine Veranstaltung zur Aufarbeitung des Themenkomplexes „Hugo Ball und Antisemitismus“ statt. Der Abend im Elisabeth-Hoffmann-Saal steht unter der Überschrift „Rück- und Ausblick“.

Zu Gast ist die Medienkünstlerin Hito Steyerl. Sie wird ihre Beweggründe schildern, weshalb sie nach der Nominierung für den Hugo-Ball-Preis 2023 eine offene Debatte über antisemitisches Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart angestoßen hat. Darüber hinaus will Steyerl den bisherigen Verlauf aus ihrer Sicht bewerten. Was nehmen wir von dem Prozess mit – diese Frage diskutieren Professor Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank, und Salome Hohl, Leiterin des Zürcher Cabaret Voltaire. Der online zugeschaltete Publizist und die Kunsthistorikerin ordnen die wissenschaftliche Aufarbeitung ein. Vertreter der Gymnasien erläutern den Umgang der Jugendlichen mit der Thematik. Im Anschluss wird Oberbürgermeister Markus Zwick auf die bereits angestoßenen Veränderungen eingehen und einen Ausblick auf die Zukunft des Hugo-Ball-Preises geben.

Die Veranstaltung im Forum Alte Post beginnt um 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Der Offene Kanal zeichnet den Abend auf.

Der neue Hugo Ball Almanach. Neue Folge 15

ist im Mai 2024 als Print und als ebook in der edition text + kritk, München erschienen.

Ein neu entdecktes Gedicht Hugo Balls, das wenig bekannte "Dada Genf" sowie Emmy Hennings, Carl Einstein und Thomas Hürlimann stehen im Mittelpunkt des Hugo-Ball-Almanachs 2024.
Der aktuelle Almanach setzt sich noch einmal mit den antisemitischen Äußerungen Hugo Balls auseinander, die 2023 zur Aussetzung der Verleihung des Hugo-Ball-Preises durch die Stadt Pirmasens geführt haben, und versucht eine Einordnung. Am Anfang steht aber ein bisher nicht bekanntes frühes Gedicht Balls, das vorgestellt und kommentiert wird. Während die wenig beachtete Genfer Dada-Episode in den Jahren 1919/20, für die Walter Serner, Christian Schad und Gustave Buchet verantwortlich waren, ausführlich dargestellt wird, reicht für das unrühmliche Ende des Dadaismus im "Prager Tagblatt" mit den Ankündigungsdadaisten Raoul Hausmann und Kurt Schwitters eine knappe Übersicht. In weiteren Beiträgen werden Stilprobleme im Werk von Carl Einstein untersucht, Emmy Hennings’ Italien-Reisebuch "Der Gang zur Liebe" von 1926 analysiert sowie der Einfluss des französischen Dichters Lautréamont auf Hugo Ball aufgezeigt. Welche Beziehung der Schweizer Schriftsteller und Hugo-Ball-Preisträger 2014 Thomas Hürlimann zu diesem hat, wird anschließend thematisiert. Der aktuelle Band dokumentiert zudem wie jedes Jahr die Arbeit des Cabaret Voltaire in Zürich. Abschließend werden im Rezensionsteil die jüngsten Publikationen zu Hugo Ball und Dada besprochen.

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Hugo Ball 1926


STREAM der öffentlichen Veranstaltung am 23. Januar 2023 in der Festhalle Pirmasens:

https://youtu.be/pYdm0u-F8QA

Hugo Ball – Antisemitismus gestern und heute

Ein Podiumsgespräch über den zeitgenössischen Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge

mit Prof. Dr. Magnus Brechtken (Institut für Zeitgeschichte München), Prof. Dr. Johannes Heil  (Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg), Prof. Dr. Helmuth Kiesel (Universität Heidelberg), Prof. Dr. Meron Mendel (Bildungsstätte Anne Frank Frankfurt/M.), Dr. Susanne Urban  (RIAS Hessen), Dr. Bernd Wacker (Hugo-Ball-Gesellschaft).

Moderation: Angela Gutzeit (freie Redakteurin)

Die Gesprächsteilnehmerinnen und Gesprächsteilnehmer:

Prof. Dr. Magnus Brechtken ist Historiker, Politikwissenschaftler und Philosoph – ausgewiesener Experte zum Thema Antisemitismus der 1910er und 1920er Jahre und Vizedirektor des Instituts für Zeitgeschichte München, eine große, international renommierte Institution zur historischen Einordnung.

Prof. Dr. Johannes Heil ist Ignatz-Bubis-Stiftungsprofessor für Religion, Geschichte und Kultur des europäischen Judentums an der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg, die vom Zentralrat der Juden in Deutschland getragen wird. Johannes Heil, ein exzellenter Kenner nicht zuletzt auch des mittelalterlichen Judentums, war jahrelanger Rektor der staatlich anerkannten Hochschule.

Prof. Dr. Helmuth Kiesel ist ausgewiesener Literaturwissenschaftler an der Universität Heidelberg mit Schwerpunkt 19./20 Jahrhundert, dessen Werk, gerade was die Zeit Hugo-Balls angeht, längst zum wissenschaftlichen Kanon gehört.

Prof. Dr. Meron Mendel (zugeschaltet), ist Publizist, Historiker, Pädagoge und Direktor der Bildungsstätte Anne Frank mit Sitz in Frankfurt am Main sowie Professor für transnationale Soziale Arbeit an der Frankfurt University of Applied Sciences.

Dr. Susanne Urban, Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS); zuvor u.a. in den Arolsen Archives, Yad Vashem und für den SchUM-Städte e.V. tätig.

Dr. Bernd Wacker, Vorsitzender der Hugo-Ball-Gesellschaft, katholischer Theologe und Hugo-Ball-Forscher. Er ist zudem im christlich-jüdischen Dialog engagiert und hat in diesem Kontext u. a. zu den antisemitischen Bildwerken im Kölner Dom veröffentlicht.

Moderation: Angela Gutzeit, freie Redakteurin und Moderatorin beim Deutschlandfunk und Kritikerin für andere Rundfunkanstalten und Medien.

Hintergrund:

Seit 1990 verleiht die Stadt Pirmasens alle drei Jahre den Hugo-Ball-Preis. Mit dem Kulturpreis würdigt die Stadt das Gesamtwerk des in Pirmasens geborenen Künstlers Hugo Ball (1886-1927). Dieser hat u. a. 1916 im Züricher Cabaret Voltaire mit Dada eine der wichtigsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts mitbegründet. Den Hauptpreis des Jahres 2023 sprachen die Jury und die Stadt Pirmasens im Dezember mit Hito Steyerl einer der international bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart zu, den Förderpreis der Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel.

Auf Anregung von Hito Steyerl hat die Stadt Pirmasens gemeinsam mit den beiden Preisträgerinnen und der Vorschlagskommission entschieden, die Verleihung des Hugo-Ball-Preises im Jahr 2023 auszusetzen zugunsten einer offenen Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart.

Im frühen 20. Jahrhundert war antisemitisches Gedankengut weit verbreitet, auch viele Künstlerinnen und Künstler beförderten solche Ressentiments. Entsprechende Textpassagen finden sich auch bei Hugo Ball, etwa in seiner 1919 erschienenen Schrift „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“. Damit haben sich die Fachwissenschaft und vor allem auch die Hugo-Ball-Gesellschaft bereits ausführlich und wiederholt beschäftigt; sie sind jedoch in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent.

Daher haben sich die Stadt Pirmasens, die Preisträgerinnen und die Vorschlagskommission zum Hugo-Ball-Preis 2023 gemeinsam dafür entschieden, eine nachhaltige Debatte zum Thema „zeitgenössischer Antisemitismus im Werk von Hugo Ball“ neu anzustoßen. Denn alle Beteiligten möchten mit der Verleihung des Preises künftig auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus verbinden. 

Eine weitere Veranstaltung zu Hugo Balls intellektuellem Umfeld ist im Laufe des Jahres im Cabaret Voltaire in Zürich geplant.

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6.1.2023

Gemeinsame Pressemitteilung der Stadt Pirmasens, der Künstlerinnen Hito Steyerl und Olivia Wenzel sowie der Vorschlagskommission des Hugo-Ball-Preises 2023

Seit 1990 verleiht die Stadt Pirmasens alle drei Jahre den Hugo-Ball-Preis. Mit dem Kulturpreis würdigt die Stadt das Wirken des in Pirmasens geborenen Künstlers, Schriftstellers und Kriegsgegners Hugo Ball (1886-1927). Dieser hat - u. a. 1916 im Züricher Cabaret Voltaire - mit Dada eine der einflussreichsten Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts mitbegründet.

Den Hauptpreis des Jahres 2023 sprachen die Jury und die Stadt Pirmasens im Dezember mit Hito Steyerl einer der international bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart zu, den Förderpreis der Schriftstellerin, Dramaturgin, Musikerin und Performerin Olivia Wenzel.

Auf Anregung von Hito Steyerl hat die Stadt Pirmasens gemeinsam mit den beiden Preisträgerinnen und der Vorschlagskommission entschieden, die Verleihung des Hugo-Ball-Preises im Jahr 2023 auszusetzen zugunsten einer offenen Debatte über antisemitische Klischees in der Zeit Hugo Balls und unserer Gegenwart.

Im frühen 20. Jahrhundert war antisemitisches Gedankengut weit verbreitet, auch viele Künstlerinnen und Künstler beförderten solche Ressentiments. Entsprechende Textpassagen finden sich auch bei Hugo Ball, etwa in seiner 1919 erschienenen Schrift „Zur Kritik der deutschen Intelligenz“. Damit haben sich die Fachwissenschaft und vor allem auch die Hugo-Ball-Gesellschaft bereits ausführlich und wiederholt beschäftigt; sie sind jedoch in der breiten öffentlichen Wahrnehmung nicht präsent. 

Unter dem Eindruck antisemitischer sowie rassistischer Vorurteile und Vorfälle in der Gegenwart halten die Stadt Pirmasens, die Vorschlagskommission und die beiden Ausgezeichneten eine erweiterte Auseinandersetzung mit Antisemitismus und anderen Formen der Diskriminierung für vordringlich und geboten. 

Denn alle Beteiligten möchten mit der Verleihung des Preises künftig auch ein starkes Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus verbinden. 

Auftakt der Debatte ist eine öffentliche und zudem auf „Youtube“ unter www.youtube.com/@pirmasenslive1 zugängliche Veranstaltung am 23. Januar 2023, um 19 Uhr, in der Festhalle in Pirmasens.

Im Rahmen einer moderierten Podiumsdiskussion beschäftigen sich dort ausgewiesene Fachleute verschiedener Disziplinen mit dem Thema „zeitgenössischer Antisemitismus im Werk von Hugo Ball und dessen Gegenwartsbezüge“.

Eine weitere Veranstaltung zu Hugo Balls intellektuellem Umfeld ist im Laufe des Jahres im Cabaret Voltaire in Zürich geplant. Dessen Direktorin Salome Hohl setzt es sich zum Ziel, Ambivalenzen der für die Kultur der Moderne so prägenden Dada-Bewegung weiter auszuleuchten, auch hinsichtlich ihrer antisemitischen, kolonialistischen und rassistischen Spuren. 

Bis zum Ende dieses Prozesses soll die Verleihung des Hugo-Ball-Preises ausgesetzt werden, um die wichtige Debatte nicht unter Zeitdruck führen zu müssen. Die für 5. März 2023 vorgesehene Veranstaltung wird abgesagt.

„Ich bin Hito Steyerl sehr dankbar dafür, dass sie mit ihrer Nominierung eine wichtige Debatte zum Thema Antisemitismus angestoßen hat“, so der Pirmasenser Oberbürgermeister Markus Zwick. „Denn Pirmasens und der Hugo-Ball-Preis beziehen klar Position gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Diskriminierung!“

Auch Hito Steyerl ist froh über den gemeinsamen Weg, den Pirmasens mit ihr und  Olivia Wenzel eingeschlagen hat: „Ich bedanke mich ausdrücklich dafür, dass die Stadt Pirmasens und Oberbürgermeister Zwick einen konstruktiven Weg wählen, um einen Umgang mit unbestreitbar antisemitischen Motiven in Balls Werk zu finden. Dieses Verfahren könnte einen Modellcharakter für den Umgang mit Deutschlands in Teilen antisemitischem und rassistischem kulturellen Erbe bieten und so ein zukunftsweisendes Beispiel darstellen“.

Olivia Wenzel begrüßt den anstehenden Prozess ebenfalls sehr: „Es ist gut, dass hier im Idealfall ein konstruktiver wie kritischer Prozess angestoßen wird; ich hoffe, er gelingt.“

Die Vorschlagskommission begrüßt den eingeschlagenen Weg. Ihr gehören der Literaturkritiker Dr. Helmut Böttiger, Salome Hohl vom Cabaret Voltaire in Zürich und die Kunsthistorikerin und Redakteurin der Süddeutschen Zeitung, Dr. Kia Vahland an. 

Die Vorschlagskommission teilt mit: „Wir haben uns dafür ausgesprochen, den Preis im Jahr 2023 auszusetzen zugunsten einer aktualisierten kritischen Auseinandersetzung mit Hugo Balls Werk und Umfeld sowie einer Debatte darüber, welche Schlüsse sich für unsere von antisemitischen und rassistischen Vorurteilen und Vorfällen gezeichneten Gegenwart ziehen lassen. Wir danken der Stadt Pirmasens für ihre Bereitschaft, diesen Prozess zu gestalten, Hito Steyerl für ihren Impuls, Olivia Wenzel für ihre Unterstützung.“