Zentrale Gedenkstätte am Bahnhofsvorplatz nach dem Entwurf des Künstlers Clas Steinmann, 2014 

Zweibrücker Straße 40

Dezentrale Gedenkorte

Zweibrücker Straße 40: Berta Slodki

Gedenktafel an der Zweibrücker Straße 40

Die Anbringung der Gedenktafel fand am 20. Januar 2016 statt. Berta Slodki wurde 1884 in Walldorf bei Heidelberg geboren und wohnte in Pirmasens, in der Zweibrücker Straße 40. Am 29.11.1941 wurde sie ab Nürnberg ins Ghetto Riga, Lager Jungfernhof deportiert und dort ermordet. Sie war die  Ehefrau von Markus Slodki (1871-1939). Sie hatten zwei Kinder: Else und Walter. Weiteres zu Berta Slodki und ihrer Familie lesen Sie im nachfolgenden Beitrag von Otmar Weber.

Abb: Gedenktafel; Veranstaltung am 20.01.2016; Berta Slodki und Markus Slodki © Otmar Weber mit freundlicher Genehmigung

Informationen zur Geschichte der Familie Slodki
von Otmar Weber

Der Vater war Kantor.
Die Mutter wurde ermordet.
Die Tochter ist frühzeitig emigriert.
Der Sohn hat nach dem Krieg den Slodkipreis gestiftet.
Sie waren überzeugte Pirmasenser und Deutsche bis zur Vertreibung und Ermordung.


Vater: Markus Slodki

Markus Slodki ist am 02.04.1871 in Konin/Polen geboren. Die Eltern erkannten frühzeitig seine musikalische Begabung und schickten ihren Sohn nach Berlin, wo er von 1890 – 1894 unter dem berühmten Kantorenlehrer Lewandowski eine hervorragende Ausbildung erhielt.

Nach kurzer Tätigkeit als Kantor in Ansbach wurde Markus Slodki im Jahre 1896 von der israelitischen Kultusgemeinde Pirmasens als Kantor berufen. Im Dezember 1911 heiratete er Berta, geb. Levi, aus Walldorf.

Nach der Hochzeit wohnte das Ehepaar Slodki von 1911 bis 1914 in der Turnstraße 3 und von 1914 bis 1939 in der Zweibrücker Straße 40 in Pirmasens. Sie hatten zwei Kinder: Tochter Else, geboren am 16.10.1912 und Sohn Walter Josef, geb. am 26.04.1914. Markus Slodki versah über zweiundvierzig Jahre lang mit Ernst und Gewissenhaftigkeit sein Kantorenamt bis zur Reichspogromnacht am 9. November 1938.In der israelitischen Kultusgemeinde genoss Markus Slodki wegen seines Könnens ein hohes Ansehen.


Mutter: Berta Slodki

geboren am 19.11.1884 in Walldorf bei Heidelberg. Ihre Eltern, Wilhelm und Johanna Levi, geb. Sternweiler, betrieben in Walldorf einen Tabak- und Hopfenanbau und eine Weinbrandbrennerei. Siehatten es zu Wohlstand gebracht. Das Ehepaar hatte sechs Kinder:

Tochter Ida und Tochter Hete fanden im Warschauer Ghetto den Tod. Sohn Josef starb im französischen Internierungslager Gurs. Sohn Dr. Sali war im Ersten Weltkrieg Feldrabbiner an der Ostfront und von 1918 bis 1941 Rabbiner in Mainz. Er verstarb an dem Tag, als er Deutschland verlassen wollte in Berlin an einem Herzschlag. Tochter Berta, verheiratete Slodki, wurde 1941 im KZ Riga-Jungfernhof ermordet. Nur Sohn Berthold konnte sich durch Emigration nach Brasilien retten. Die Männer der Familie Levi waren als Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg alle dekoriert worden: Berthold Levi mit dem Eisernen Kreuz, Josef Levi mit dem Eisernen Kreuz und der Badischen Silbernen Verdienst-Medaille, Rabbiner Dr. Sali Levi mit dem Eisernen Kreuz und dem Zähringer Löwenorden. Sie haben zwar den Kopf für Kaiser und Vaterland hingehalten, genutzt hat es ihnen aber nichts.

Frau Slodki war für ihren Mann eine große Stütze. Nach seiner Operation pflegte sie ihn aufopferungsvoll bis zu seinem Tod im Mai 1939.


Sohn: Walter Joseph Slodki

Walter Slodki ist am 26.04.1914in Pirmasens geboren. Er besuchte die Oberrealschule (heute Leibniz-Gymnasium), wo er 1933 sein Abitur machte. Seine Leistungen waren über die gesamte Schulzeit hervorragend und die Lehrer waren voll des Lobes.

Walter Slodki war aber nicht nur ein sehr guter Schüler, sondern ein ebenso guter Stenograph, Theaterspieler und  Sportler, vor allem aberein begeisterter Handballspieler.

Beste Erinnerungen hatte Walter Slodki an seinen Lehrer Dr. Konrad Egersdörfer und an die  Firma Schön & Cie. GmbH, Schuhmaschinenfabrik in der Teichstraße in Pirmasens, wo er vom 01. April 1933 bis zum 30. Juni 1936 tätig war. Im Mai 1936 reiste er für die Firma Schön & Cie. zwei Wochen nach Palästina zur Levante-Ausstellung in Haifa. Diese Chance  hat er nicht zur Emigration genutzt. Nach seiner Rückkehr musste er seinen Arbeitsplatz in Pirmasens aufgeben, ging nach Berlin, wo er von 1937 bis 1939 eine Werkzeugmaschinenfabrik in Berlin-Siemensstadt leitete.


Tochter: Else Slodki

Else ist am 16.10.1912 in Pirmasens geboren und hat in der Alleestraße das Lyzeum (Höhere Töchterschule) besucht. Sie ist schon frühzeitig emigriert. 1934 ging sie nach Graulhet in Frankreich, von dort 1936 nach England und 1947 in die USA.

Hier war sie mit Herrn Calvert verheiratet.Die ehe war kinderlos. Else Slodki hat nach ihrer Emigration Pirmasens nicht mehr besucht. Sie ist im Februar 2001 in Ormond Beach/Florida gestorben.