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Landesgartenschau 2032: Stadt sammelt Ideen auf dem Markt
Beim deutsch-französischen Wochenmarkt stellen Bürgermeister Michael Maas und Gartenamtsleiter André Jankwitz einen ersten Konzeptentwurf vor. Der Stand auf dem Exerzierplatz wird zwischen 9 und 11 Uhr auch zum Treffpunkt für Hobbygärtner, denn die Grün-Experten verschenken Säcke mit Pflanzenkohle.
Pirmasens blickt einer positiven Zukunft entgegen und stellt sich gleichzeitig den Herausforderungen unserer Zeit: Steigende Temperaturen durch den Klimawandel, eine sich wandelnde Mobilität in Freizeit und Beruf sowie eine Innenstadt mit neuer Funktion. Die Landesgartenschau soll deshalb neue Impulse setzen.
Zentraler Bestandteil der integrierten Entwicklungsstrategie ist die Vision einer Grünachse. Sie führt vom Herzen der zentralen Innenstadt über den Alten Friedhof und das Rauschenbrunner-Tal zum Freizeitgelände Eisweiher. Angedacht ist außerdem eine enge Verzahnung einzelner Trittsteine wie Klimaparks und Bürgergärten mit städtebaulichen Maßnahmen wie etwa die Transformation der Fußgängerzone hin zum Begegnungsraum für alle Generationen.
„Wir möchten die Ideen, Wünsche und Interessen in einem tragfähigen Konzept zusammenführen, das die Grundlage für eine überzeugende Bewerbung um die Ausrichtung der Landesgartenschau 2032 bildet“, wirbt Bürgermeister Michael Maas für die Bürgerbeteiligung. Namens seiner Kollegen im Stadtvorstand – OB Markus Zwick und Beigeordneter Denis Clauer – lädt er die Pirmasenser dazu ein, sich mit ihren Vorstellungen einzubringen. Der Prozess solle dazu beitragen das Wir-Gefühl zu stärken und die Identifikation mit unserer Heimatstadt zu stärken, so Maas weiter.
Am Stand auf dem Exerzierplatz informieren großformatige Transparente über die Planungen. Mit Hilfe eines zweiseitigen Fragebogens können Interessierte ihre Meinung äußern und Anregungen einfließen lassen. In mehreren Themenfeldern geht es etwa um die künftige Gestaltung der Fußgängerzone, Spiel- und Sportmöglichkeiten sowie Fuß- und Radwegen.
Die Siebenhügelstadt soll durch die Landesgartenschau für ihre Bewohner und Gäste noch lebenswerter gestaltet werden. Dabei spielt auch die Förderung der biologischen Vielfalt und dem Schutz des Klimas eine entscheidende Rolle. Bereits vor fünf Jahren wurde zusammen mit den Bürgern eine umfangreiche Biodiversitätsstrategie entwickelt und in der Folge sukzessive umgesetzt. Dazu zählen etwa die insektenfreundlichen Blühoasen, eine naturnahe Gestaltung und Pflege von Parkanlagen, Grünflächen und Spielplätzen, die Renaturierung des Blümelsbach oder die Aktionen „Gelbes Band“ und „essbare Stadt“.
Im Kampf gegen den Klimawandel setzen die Pirmasenser Stadtgärtner neuerdings auf fruchtbare Pflanzenkohle in den Beeten und bei Baumpflanzungen. „Fachkundig eingesetzt, speichert sie Kohlenstoff im Boden, verbessert dessen Struktur, erhöht die Wasserspeicherfähigkeit und fördert das Wurzelwachstum“, weiß Landschaftsarchitekt André Jankwitz. Dabei ist das Konzept uralt: Bis heute findet man in Südamerika meterdicke Schichten aus Schwarzerde, die Terra Preta. Pflanzenkohle wurde im Amazonasgebiet schon vor Jahrtausenden hergestellt und auf Äckern ausgestreut. Auch in Europa beschrieben schon im 19. Jahrhundert Lehrbücher das Düngen mit der Wundererde als gängige Praxis.
Von den Vorzügen der Pflanzenkohle sollen auch die Hobbygärtner überzeugt werden. Die Stadt Pirmasens verschenkt die 2,5-Kilo-Säcke des nachhaltigen Boden-Verbesserers, der gleichzeitig noch das Klima schützt am Samstagvormittag an die Markt-Besucher – so lange der Vorrat reicht. Die Tipps der Experten, wie die Wundererde vor ihrem Einsatz effektiv aufgeladen wird, gibt es gratis dazu. Die Pflanzenkohle hat das Institut für angewandtes Stoffstrommanagement (Ifas) mit Sitz auf dem Umwelt-Campus in Birkenfeld zur Verfügung gestellt.
www.landesgartenschau-pirmasens.de
Hintergrund: Pflanzenkohle ist ein natürlicher Rohstoff und wurde schon zu Zeiten der Inkas zur Herstellung von fruchtbaren Erden genutzt – unter anderem zur Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit und der Speicherung von Nährstoffen.
Heute verändern die Folgen des Klimawandels (Hitze/Trockenheit) zunehmend die Ansprüche an unsere Böden in Hausgärten, öffentlichen Grünanlagen und auf Ackerflächen. Ein natürlicher Lösungsansatz, die Bodenfunktionen an diese Veränderungen anzupassen bzw. die Auswirkungen zu mildern, ist der Einsatz von Pflanzenkohle.
Pflanzenkohle entsteht, wenn etwa holzige Reststoffe unter Ausschluss von Sauerstoff verkohlt. Dieser sogenannte Pyrolyseprozess bietet heute die Möglichkeit, biogene Reststoffe ökologisch und nachhaltig zu nutzen. Heute wird Pflanzenkohle in der Regel aus holzigen Rohstoffen, meist Resthölzer aus der Straßenpflege, Forstwirtschaft oder dem Grünschnitt gewonnen. Die Kohle wird zur Bodenverbesserung im Garten eingesetzt, denn über ihre speziellen Eigenschaften (großes Porenvolumen) kann sie sehr effektiv Wasser und Nährstoffe speichern. Zudem bietet die große Oberfläche der Kohle einen Lebensraum für Mikroorganismen und fördert die Anreicherung von Humus.
Die Anwendung kann sowohl im Nutz- als auch im Ziergarten erfolgen. Die Kohle sollte gemeinsam mit Kompost in den Garten eingearbeitet werden, denn Pflanzenkohle allein ist unwirksam. Zu Beginn ist die rohe Pflanzenkohle wie ein Schwamm, der sich mit Nährstoffen und Wasser vollsaugt. Aus diesem Grund ist es unbedingt notwendig, die Kohle vor der Weiterverarbeitung aufzuladen. Idealerweise erfolgt die Aufladung über die Kompostierung. Dabei wird sie beim Anlegen des Komposthaufens zugeführt. Aber auch bei der Verwendung von Frischkompost kann die Kohle zuvor untergemischt und eingearbeitet werden.
Durch den Einsatz von Pflanzenkohle im Garten werden zum einen die Bodenfunktion verbessert und zum anderen langfristig Kohlendioxid (CO2) in der Erde eingelagert. Beispielsweise können durch den Einsatz von 2,5 Kilo Pflanzenkohle circa sieben Kilo CO2 im Boden gespeichert werden. Somit leistet Pflanzenkohle einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz.
www.zenapa.de/pflanzenkohle