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Stadtmuseum Altes Rathaus: "Freiheit - so nah, so fern"
Im Zentrum stehen die Lebensgeschichten der Häftlinge, die Lagerbedingungen, aber auch die Verstrickung staatlicher Dienststellen, der Schutzstaffel (SS) und der Industrie. Die 24 Schautafeln sind in deutscher und französischer Sprache verfasst.
Eröffnet 1941 im annektierten Elsass, nahm das Konzentrationslager Natzweiler-Strufthof vor allem politische Häfltinge aus den europäischen Widerstandsbewegungen auf. Doch auch Kriegsgefangene, Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Zeugen Jehovas wurden dorthin deportiert. Im Laufe der Zeit kamen zum Hauptlager Natzweiler viele Außenlager auf beiden Seiten des Rheins hinzu. Dort wurden die Häftlinge in Produktionsstätten der Kriegsindustrie eingesetzt.
Am 25. November 1944 überschritten amerikanische Soldaten den Vogesenkamm und entdeckten bei ihrem Vormarsch das Hauptlager. Auch sie dort niemanden mehr antrafen, waren die Spuren des Schreckens überall greifbar. Das an einem Hang gelegene Lager bestand aus mehreren Häftlingsbaracken, Wachtürmen und einem elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun. Inmitten befand sich ein Appellplatz mit einem Galgen. Weitere Gebäude waren als Arrestbunker, als Räume für medizinische Experimente, als Gaskammer und Krematorium eingerichtet. Erste Fotos gingen um die Welt; in der New York Times erschien eine Reportage über die „Hölle im Elsass“.
Mit dem Vormarsch der Alliierten wurden das Haupt- und die Außenlager auf der westlichen Rheinseite aufgelöst. Fast 6 000 Häftlinge wurden zu Fuß oder per Güterwaggons Richtung Osten evakuiert. So lebte trotz der Auflösung des Hauptlagers das KZ Natzweiler in seinen Außenlagern fort, die von Rheinland-Pfalz bis nach Baden-Württemberg reichten. Erst Anfang 1945 zeigten auch diese Lager allmählich Auflösungserscheinungen – bis zum wirklichen und damit „doppelten Ende“ im April/Mai 1945.
Das ehemalige Konzentrationslager stellt heute einen Erinnerungsort und einen Ort historischen Lernens dar. Angestoßen durch ehemalige Deportierte beschloss der französische Staat im Oktober 1953, eine Gedenkstätte zu errichten. 1960 wurde das Mémorial de la Déportation (Mahnmal der Deportation) von Staatspräsident Charles de Gaulle eingeweiht. 2005 wurde das Museum Europäisches Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers eröffnet.
Etwa 52 000 Häftlinge aus über 30 Nationen in Europa wurden in das KZ Natzweiler und die angeschlossenen Außenlager deportiert. Etwa 17 000 Häftlinge starben, davon etwa 3 000 im Stammlager Natzweiler. Sie wurden ermordet, starben an Krankheiten, Kälte und Mangelernährung oder an den Nachwirkungen der Haft.
Die Ausstellung wurde vom Centre Européen du Résistant Déporté, der Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg in Kooperation mit KZ-Gedenkstätten in Baden-Württemberg erarbeitet.
Auf einen Blick: Die neue Sonderausstellung „Freiheit – so nah, so fern. Das doppelte Ende des Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof“ ist ab Freitag, 6. September 2024, im Stadtmuseum Altes Rathaus, Hauptstraße 26, zu sehen. Die Einrichtung ist jeweils dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene beträgt 2,50 Euro, Kinder und Schüler haben freien Eintritt. Die Eintrittskarte berechtigt außerdem zum Besuch der Dauerausstellung „Wald, Schloss, Schuh – die Geschichte der Siebenhügelstadt Pirmasens“ sowie des Scherenschnittkabinetts der Papierkünstlerin Elisabeth Emmler. Auskunft beim Stadtarchiv, Telefon: 06331/842299; E-Mail: stadtarchiv@pirmasens.de